Das Bergwaldprojekt
Meine prägende Arbeitswoche in der Natur
Meine prägende Arbeitswoche in der Natur
Ende Juli ging es für mich für 1 Woche in den Mittleren Schwarzwald, genauer gesagt nach Triberg um dort mit dem Bergwaldprojekt und dem Forstbetrieb vor Ort zwei verschiedene Flächen Äsungsflächen und Lande- /Startplätze für das Auerwild zu schaffen. Diese wurden dann auch mit bereits existierenden Flächen verbunden. Zudem mähten wir im Team eine Wiese und rechten diese Fläche ab. Dazu pflegten fünf Jagdschneisen frei.
Diese Woche war ein prägendes Erlebnis wo ich sehr viel neues Wissen über unsere heimische Natur generieren konnte. Somit zusammenhänge besser erkennen kann, welche uns durch unsere hochqualifizierten Betreuer näher gebracht wurden. Die Gruppe selbst bestand aus engagierten Menschen im Alter von 20-76 Jahren, der die Natur und die Erhaltung sehr nahe liegt und auch dies in ihr Lebenskonzept mit vereinbaren.
Und um es hier bereits mitzuteilen, du musst nichts für deinen Einsatz bezahlen. Du spendest deine Arbeitszeit für die Natur und bekommst dafür Essen und je nach Ort, eine Unterkunft und eine Menge Wissen, welches du weitergeben kannst.
Das Bergwaldprojekt e.V. arbeitet jährlich mit ca. 3.000 Freiwilligen an 52 verschiedenen Einsatzorten in heimischen Wäldern, Mooren und Kulturlandschaften. Mit dem gemeinsamen Einsatz für unsere Natur übernehmen wir kollektiv Verantwortung und setzen uns für den Schutz der Ökosysteme und für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen ein.
Ziel der Arbeitseinsätze ist es:
Mehr zur Geschichte und Organisation findet ihr am Ende des Blogbeitrages.
Gegen Spätnachmittag erreichte ich den Treffpunkt in Schonach im Schwarzwald und traf dort unseren Projektleiter Simon und einer unserer Gruppenleiter und Theaterpädagoge Andre. Als alle vor Ort waren ging es, noch im strömenden Regen hoch auf den Berg zur Finstermattenhütte. Geshuttelt in zwei kleinen Busse, natürlich mit den geltenden Corona Sicherheitsbestimmungen und Hygieneregeln. Die Hütte liegt Idyllisch an einer großen Zeltwiese mit Badeteich. Ohne Strom und mit kaltem Bergwasser. Zum Duschen gibt es dort eine selbstgebaute Outdoor-Dusche mit holzbefeuerten Badeofen, die von einem unserer Gruppenmitglieder und echtem Schwarzwälder, Dieter, 65 Jahre jung, vor Jahren gebaut wurde. Dieter war auch diesmal wieder mit dabei und brachte uns, unter anderem auch das Dieter‘sche Holzhacken bei, und wie wir eine Axt per Hand richtig schleifen
Oben angekommen erstmal Fix vor der Dunkelheit das Zelt aufgebaut und das Glück war auf unserer Seite, denn der Regen hörte auf und war auch die ganze Woche nicht mehr gesehen. Eine Woche voller Sonnenschein und Hitze erwartete uns.
Im Mannschaftszelt gab es die erste Vorstellungsrunde, die ersten Infos zum Projekt, Organisatorisches für die Woche wurde besprochen bis es dann endlich das unglaublich leckere Essen zubereitet von Edoardo gab. Vegetarisch und draußen vor der Finstermattenhütte gekocht. Ich kann nur sagen das die Woche zudem an ein kulinarisches Highlight grenzte denn Edoardo, der im Hauptberuf Komponist ist, kochte so leckeres Essen was wir alle dankend, vor allem nach den langen und harten Arbeitstagen, verschlangen.
Das Auerhuhn (Teatro urogallus) ist gegenüber dem Menschen sehr störungsempfindlich, selten in der Natur anzutreffen und seine Population ist in den letzten Jahrhunderten extrem geschrumpft was nun in Deutschland dazu geführt hat das es vom Aussterben bedroht ist.
Es lebt in alten strukturierten Nadelwäldern in Bergregionen. Ernährt sich von pflanzlicher Nahrung wie Beeren, Blüten oder Knospen, im Winter von Kiefern- und Fichtennadeln. Teilweise stehen Ameisen und Käfer auf dem Speiseplan. Es hat hohe Ansprüche an sein Habitat denn eine ausgeprägte Bodenvegetation sowie Ameisennester und Heidelbeeren sind oft Bedingungen für das Vorkommen des scheuen Auerhuhns.
In unserem Arbeitsgebiet, etwa 20 Autominuten von der Finstermattenhütte entfernt, ging es darum das dort ansässige Auerhuhn in seinem Habitat zu unterstützen und ihm mehr Freifläche für den Flugfähigen aber doch schweren Vogel zu bieten und den dort wachsenden Heidelbeeren mehr Licht zu schenken. Sie sollen schliesslich gut wachsen so um mehr Nahrung für das Auerhuhn zu bieten und hoffentlich ein attraktives Habitat für das Brüten und Großziehen kleiner Auerhühner zu schaffen.
Somit ging es hunderten Fichten an den Kragen. Die Großen fällten wir mit Handsägen oder einer Motorsäge und die kleinen zogen wir direkt aus dem Boden heraus. In Teamarbeit räumten wir die Fichten und andere Sträucher seitlich weg um dem Auerhuhn eine An- und Abflugschneise frei zu räumen.
Johannes, der Revierförster vor Ort, erklärte uns welche Bäume und Sträucher weichen müssen und auch das Warum wurde in unserer Mittagspause auf der Fläche erklärt.
Zwischendurch gab es immer mal wieder weitere Lektionen in Sachen Natur und ihr Zusammenspiel im Wald mit anderen Organismen. Auch das Thema Jagd und diverse Ansichten und Herangehensweisen diskutierten wir lange und ausgiebig.
Genauso wie das Thema Forst und Wald. Was ist eigentlich der Unterschied, gibt es überhaupt in Deutschland noch unberührte Waldflächen? Bringt ein Bannwald überhaupt etwas? Ist das Eingreifen des Menschen in die Natur überhaupt Sinnvoll? Welche Fehler wurden gemacht? Und noch so vieles mehr.
Natürlich wurde uns auch gezeigt wie man einen Baum richtig fällt. Vom Festlegen in welche Richtung er fallen soll und der richtige Stammschnitt mit den wichtigsten Sicherheitsregeln.
An einem Morgen ging es für alle noch auf eine große Wiese am Hang um dort das gemähte Gras einzuholen. Dieter erklärte uns wie man dies im Team effektiv mit Rechen macht. Nämlich in einer Reihe stehen und gemeinsam das Gras nach unten rechen und eine Graslawine herstellen. So geht das ganze super schnell und in nur 2 Stunden waren zwei Wiesen vom Heu befreit
Johannes nahm uns am letzten Nachmittag mit auf eine Exkursion in seinem Revier und wir machten Übungen, mit dem erlernten der Woche, wie ein Baum „trinkt“ und Nahrung generiert und auch wie ein Förster die richtigen Bäume zum fällen aussucht um einem anderen stärkeren Baum ein gutes Wachstum zu ermöglichen. Mit dazu in Betracht gezogen, Standort, Größe und Baumart und wirtschaftliche Faktoren.
Gegen 17 Uhr ging unser Arbeitstag zu Ende und wir fuhren zurück zum Camp. Dort konnten wir bis zum Abendessen unsere freie Zeit genießen mit Duschen oder ein Bad im Badeteich nehmen. Wer mochte lernte Holz hacken nach der Dieter’schen Spezialmethode. Relaxen in der mitgebrachten Hängematte war natürlich auch für mich eine option. Bei diesem Anblick ein leichtes Unterfangen oder? Wie kann man bei diesem Anblick auch gestresst sein?
Nach dem Abendessen und spülen versammelten wir uns alle um das Lagerfeuer und erzählten Geschichte, sangen zusammen oder lernten von Anna, eine weitere Gruppenleiterin, Schlagzeug spielen. Auch diverse Theater Improvisations-Spiele mit Andre machten tierischen Spaß.
Auch das Werkzeug muss gepflegt werden damit es weiterhin so funktioniert wie es funktionieren soll. Wir befreiten unsere Sägen und Heckenscheren vom Harz und rieben sie mit Pflegeöl ein. Von Dieter lernten wir wie wir eine Axt per Hand mit einer Feile schleifen und auf was genau zu achten ist. Spannend und lehrreich wie die komplette Woche war auch die Werkzeugkunde und gehört natürlich mit zur Arbeit dazu. Aber zusammen in der Sonne sitzen und Geschichten erzählen und dabei Werkzeug putzen macht in der Gruppe sowieso Spaß.
Das Bergwaldprojekt wurde 1987 auf Initiative von Wolfgang Lohbeck (Greenpeace Deutschland) und dem Schweizer Förster Renato Ruf im Zusammenhang mit der Waldsterbensdebatte gegründet. 1990 wurde die eigenständige Schweizer Stiftung Bergwaldprojekt mit Sitz in Trin (GR) gegründet. Der erste deutsche Projekteinsatz fand 1991 in St. Andreasberg im Harz statt. Der deutsche Verein Bergwaldprojekt e.V. wurde 1993 gegründet, mit heutigem Sitz in Würzburg. Der gemeinnützige Verein setzt sich aus 25 ehrenamtlichen Mitgliedern zusammen und ist unabhängig, überparteilich und weltanschaulich neutral. Das Bergwaldprojekt ist neben Deutschland und der Schweiz auch in Österreich, Liechtenstein, Spanien und der Ukraine vertreten.
Das Bergwaldprojekt finanziert seine Arbeit zu einem wesentlichen Teil aus Spenden. Fördermitgliedschaften unterstützen unsere Arbeit für eine nachhaltige Entwicklung am besten, weil sie uns verlässlich und längerfristig planen lassen und unsere Finanzierung auf viele Schultern verteilen.
Jedes Engagement von dir, egal ob als Fördermitglied, beim Mitmachen, Weitererzählen, Stromanbieter wechseln oder Bahn Bonus-Punkte spenden, unterstützt den Einsatz des Bergwaldprojekts für Natur und Mensch.
Für mich persönlich war die Woche im schönen Schwarzwald eine wahnsinnig tolle Woche. Ohne große Erwartungen bin ich dorthin gereist. Keine Ahnung wie schwer und viel ich eigentlich Arbeiten musste. Ja, ihr habt richtig gelesen. Die Arbeit ist tatsächlich kein Zuckerschlecken. Viele Denken vielleicht dass, wenn man als freiwilliger kommt, das man dann ein wenig für die Natur arbeitet aber auch nur soviel wie man möchte und auch Freizeit zwischendurch hat, dem ist allerdings nicht so. Die Arbeit im Wald an steilen Hängen, sich durch Dickicht und Bäume schlagen, auf dem Boden sitzend zwischen Heidelbeeren Fichten auf dem Waldboden suchen ist nichts für Jedermann. Gute Schuhe und Kleidung die robust ist, ist von Vorteil. Arbeitshandschuhe ein Muss.
Nicht jeder möchte für Arbeit seine Urlaub opfern. Klar. Dennoch kann ich nur sagen das eine Woche im Wald ohne Handyempfang wahre Wunder bewirken kann. Konzentriert auf das notwendigste, keine Ablenkung und im Austausch mit gleichgesinnten etwas tolles auf die Beine stellen.
Ich werde auf jeden Fall noch einmal ein Projekt mit dem Bergwaldprojekt machen. Wann und wo werde ich sehen. Im übrigen kommt das Jahresprogramm Anfang Dezember raus und auch dann ist die Anmeldung freigeschaltet. Die Plätze sind super schnell vergeben, aber es besteht immer eine gute Chance über die Warteliste einen Platz zu bekommen. Pläne Ändern sich wie wir Wissen schnell.
Falls du Interesse an einem Arbeitseinsatz und weitere Informationen hast, so schau dich gerne auf der Webseite um: www.bergwaldprojekt.de